Fragen und Antworten zur Anpassung der Jagdzeiten in Niedersachsen:

Rehbock-im-Bast

1. Was bedeutet die Anpassung der Jagdzeit für die Jäger?

Zum einen bedeutet es, dass die Jäger schon einen Monat früher beginnen können, die mit den Behörden vereinbarten Abschussquoten für ihre mehrjährigen Planungen erfüllen zu können. Zum anderen soll es auch dazu beitragen, dass die Wildbestände, die Schäden an den Wäldern durch den Verbiss junger Pflänzlinge verursachen, ebenfalls früher reduziert werden können. Ab Anfang April beginnen häufig schon die Wachstumsphasen der Sprösslinge und diese locken natürlich das Wild in besonderem Maße an. Ich selbst bin zwar kein Befürworter der Devise „Wald vor Wild“, verstehe aber natürlich die Sorgen und Nöte der Waldbesitzer in unserem Land. Letztendlich dauert es rein zeitlich gesehen nicht so lange, einen dezimierten Wildbestand über einige Jahre hinweg mehr zu schonen und diesen damit wieder zu erhöhen. Wohingegen die Bäume in unseren heimischen Wäldern viele Jahrzehnte, bis hin zu mehr als einem Jahrhundert brauchen, um wieder auf einen durchweg flächendeckenden Bestand zu kommen.

Ich möchte auch zu bedenken geben, dass dies ebenfalls im Hinblick auf das Flugwild gilt, denn insbesondere Gänse können durch Fraßschäden große Ernteausfälle bei unseren Landwirten verursachen. Auch hier gilt es, dies durch die Anpassung der Jagdzeiten einzudämmen.

 

2. Welche Vor- und Nachteile bietet die Anpassung?

Das Hauptziel soll hier sein, die Einstandsgebiete der Populationen besser anzupassen. Dies ist besonders beim Flugwild wichtig, dessen Aktionsradius natürlich deutlich größer ist, als der des Wildes am Boden. Die Ministerien und die einzelnen Jagdverbände haben durch Jahrzehntelange Wildtiererfassung und immer wieder neu evaluiertes Wildtiermanagement die dazu notwendigen Zahlen, Daten und Fakten gesammelt und konnten diese in die Beratungen zur nun vorgenommenen Anpassung einfließen lassen.

Die wirklichen Auswirkungen auf die Wildbestände werden sich aber natürlich erst ergeben, wenn die neuen Jagdzeiten in der Praxis Anwendung finden und sich daraus nach einigen Jagdjahren wieder belastbare Daten ermitteln lassen. Dies ist wie überall immer eine Frage der Praxistauglichkeit und es kann dadurch auch gut möglich sein, dass wir in der Politik nach einigen Jahren wieder erneute Anpassungen vornehmen müssen, sollte sich etwas als nicht dauerhaft Jagdtauglich erweisen.

 

3. Was sind die Hilfsmittel, von denen in der Verordnung in Bezug auf die Bekämpfung der ASP gesprochen wird?

Ein ganz aktuelles Beispiel hierfür ist die Außerkraftsetzung einiger Verordnungen in der Corona-Pandemie: Die Gesellschaftsjagden mit einer größeren Anzahl an Schützen, Treibern und Hundeführern ist auch in Pandemiezeiten unabdingbar, wenn man denn der Afrikanischen Schweinepest wirklich konsequent zuvorkommen will.

Aber es müssen auch für die technischen Hilfsmittel bei der Ansitz- oder Pirschjagd die Rahmenbedingungen bei uns in Niedersachsen angepasst werden. Ich denke hier an die Nachtziel- oder Wärmebildtechnik. Andere Bundesländer wie Bayern haben uns dies bereits voraus. Hier können wir von ihnen ebenfalls schon auf belastbare Daten im Bezug auf die Effektivität dieser technischen Hilfsmittel zurückgreifen.

Nicht zuletzt muss man bei der Bekämpfung der ASP, wie in Brandenburg zu sehen, auf die klassischen Methoden der großflächigen Umzäunung und den damit verbundenen Sperrbezirken zurückgreifen, in denen dann das Schwarzwild -so schwer es auch fallen mag- konsequent gänzlich abgeschossen werden muss.

 

4. Wie hoch ist derzeit die Gefahr eines ASP-Ausbruchs in der Region?

Ich denke, Panikmache ist hier nicht angebracht, insofern, dass die ASP jeden Tag um die Ecke kommen könnte. Dass die ASP in Deutschland -sprich zuerst in Brandenburg- angekommen ist, ist Fakt. Hier muss natürlich absolut konsequent und lückenlos jederzeit eine Überwachung und Lokalisierung stattfinden, damit sich diese Seuche möglichst nicht unerkannt weiter ausbreiten kann. Jeder Jäger weiß, dass eine lückenlose Eindämmung von Wildschweinen, die bei der Überwindung von Zäunen ja sehr findig sind, sehr schwer ist. Daher muss man meiner Meinung nach bei einem Ausbruch auch ein mehrgliedriges System der Einzäunung fahren, in dem man den Ausbruch zum einen eindämmt und in den Gebieten drum herum die Bejagung so schnell es geht forciert, um eine Weitergabe von Schwein zu Schwein zu unterbinden.

Jedoch kann die Übertragung ja nicht nur innerhalb der Bestände stattfinden, sondern auch durch Tiertransporte, die eine sprunghafte Ausbreitung der ASP über mehrere hundert Kilometer zur Folge haben. Dies gilt es durch strenge Kontrollen und die Einhaltung von Hygienestandards zwingend zu verhindern. Daher sollten Einfuhren aus Risikogebieten auch möglichst vermieden werden oder, wo dies nicht möglich ist, doch wenigstens verstärkt kontrolliert werden.

 

5. Welchen Einfluss hat die Corona-Pandemie auf die Wildbestände?

Wir wissen, dass die Jagd systemrelevant ist, aber die Anforderungen bei den Drückjagden auf Schwarzwild Covid-19 bedingt sehr hoch waren und dadurch von vielen Jagdveranstaltern zurückhaltend durchgeführt wurden. Die große Ungewissheit durch die häufig im Tagestakt neu erschienenen Corona-Verordnungen führten natürlich bei den Gesellschaftsjagden und bei den einzelnen Jägerinnen und Jägern zu großen Unsicherheiten. (Darf ich überhaupt eine Gesellschaftsjagd durchführen? Wenn ja, mit wie vielen Gästen? Muss ich diese bei meinem zuständigen Landkreis anmelden? Entstehen für mich dadurch Unkosten? Wie ist es mit der Haftung bei einer möglichen Ansteckung der Jagdgäste auf meiner Jagd?) Gerade unsere „Älteren“ haben sich hier ohnehin von sich aus stark zurückgehalten. Aus diesen Gründen müssen wir alle Jäger in naher Zukunft dazu anhalten, verstärkt der Einzeljagd nachzugehen und dadurch die Schwarzwildpopulation unter Kontrolle zu halten. Ob und in wie weit sich die Abschusszahlen pandemiebedingt verändert haben, kann freilich erst am Ende des Jagdjahres überblickt werden, wenn sämtliche Abschusspläne beim Deutschen Jagdverband eingegangen und ausgewertet worden sind.

Doch die Pandemie hat nicht nur Auswirkungen auf die Wildbestände:

Sitzungen und Versammlungen auf Vereins- und Verbandsebene können wir ja zwar mittlerweile schon gut im Online-meeting umsetzen. Diese Art der Durchführung wird auch noch intensiver werden und bleibt dann auch größtenteils auf absehbare Zeit so. Dies hat aber ebenfalls einen großen Einfluss auf das (Jagd-) gesellschaftliche Miteinander, denn den Jägern ist das Brauchtum und der Austausch über die Jagd und das Erlebte besonders wichtig.

 

6. Welche Maßnahmen wünschen die Jäger sich zur Bekämpfung der ASP?

Wichtig sind die richtigen Gesetzesgrundlagen – aber dafür haben wir die Politik und die Verbände – hier bin ich ja selbst mit eingebunden und deshalb im Thema.

Auf kommunaler- und Landesebene sind wir hier gut vorbereitet. Die Ministerien in den Bundesländern und die Jagdbehörden in den Landkreisen haben die s. g. Präventionspläne „Jagd u. Behörden“ stehen und auch bereits geprobt – diese werden auch anhand von den immer wieder neuen Erkenntnissen und der Erfahrung mit der ASP (dort wo wir den Ausbruch schon haben / z. B. Brandenburg) übernommen. Wir erwarten aber auch von der Bevölkerung die Akzeptanz unseres Auftrages – den wir dann auch übernehmen – dass wir als Jäger eben auch verstärkt Abschüsse tätigen müssen. Ich denke, dass wird mancherorts auch kein Spaziergang werden – das wird eine Herausforderung an Mensch (Jägerinnen und Jäger) und Tier (Jagdhunde) sowie der Politik und Wirtschaft, Infektionsschutzmaßnahmen konsequent vorzugeben und so auch einzuhalten.

Nicht zuletzt müssen wir als Gesellschaft hierbei auch auf die Forschung setzen, denn einen Impfstoff gegen die ASP zu finden, kann nur auf diesem Gebiet funktionieren. Die europäische Schweinepest haben wir bereits ausrotten können und nun geht es darum, uns auch dieser neuen Herausforderung entgegenzustellen. Dass dies möglich ist, hat uns die Corona-Forschung ja eindrucksvoll bewiesen.