36.000 Euro für die besten Ideen in Niedersachsens Handel und Innenstädten – Wirtschaftsministerium zeichnet zwölf Preisträger in Lüneburg aus

Symbolbild Wissenschaftspreis

Dr. Berend Lindner, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, hat am Dienstagabend im Lüneburger Kunstsaal die zwölf Preisträgerinnen und Preisträger des landesweiten Wettbewerbs „Gemeinsam aktiv – Handel(n) vor Ort“ ausgezeichnet. Unter dem Motto „Handel 2022 – Aufbruch in die Zukunft“ wurden Einzelhandelsunternehmen, Standortgemeinschaften und Genossenschaftsmodelle, die außergewöhnliche Ideen entwickelt oder zur gemeinschaftlichen Stärkung von Einzelhandel und Innenstädten beigetragen haben, für ihr Engagement und ihren Einfallsreichtum ausgezeichnet.

Der landesweite Wettbewerb wurde bereits zum fünften Mal von Wirtschaftsministerium, IHK Niedersachsen (IHKN), Genossenschaftsverband Weser-Ems, Handelsverband Niedersachsen-Bremen e.V. (HNB) und Nordenham Marketing und Touristik e.V. organisiert.

Alle Projektpartner lobten die Vielfalt der Bewerbungen und die Kreativität der eingereichten Ideen.

Staatssekretär Dr. Berend Lindner: „Die originellen und innovativen Konzepte unserer niedersächsischen Einzelhändlerinnen und Einzelhändler haben mich sehr beeindruckt. Vor allem in Krisenzeiten sind solche außergewöhnlichen Projekte von besonderem Wert und können nachhaltig wirken. Herzlichen Dank an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des diesjährigen Wettbewerbes für Ihren Einsatz.“

Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert (IHKN): „Der Wettbewerb zeigt erneut, dass aus der Idee eines Einzelnen etwas Schönes für einen Standort, sogar für die gesamte Innenstadt entstehen kann. Solche Schneeballeffekte und gemeinschaftliche Aktivitäten sind zurecht zu würdigen und sichtbar zu machen. Für die Zukunft unserer Innenstädte und stationären Handelsbetriebe wird „Gemeinsam aktiv“ zu einem immer wichtigeren Leitmotiv werden.“

Hauptgeschäftsführer Mark Alexander Krack (HNB): „Wir sehen aktuell, dass viele Einzelhandelsbetriebe, die den Umgang mit „Krise“ zu Corona-Zeiten lernen mussten, angesichts sich vervielfachender Energiekosten massiv erneut zu leiden haben. Umso mehr freue ich mich, dass in diesen herausfordernden Zeiten das den „Gemeinsam-Gedanken“ befördernde Engagement der Händlerschaft vor Ort in unseren niedersächsischen Städten und Gemeinden heute mit den prämierten Projekten die verdiente Wertschätzung erfährt, die ihm gebührt.“

„Dass der Handel seine Zukunft gestalten kann, zeigen die preiswürdigen Beiträge und zahlreichen Einreichungen des Wettbewerbs. Der ,Aufbruch in die Zukunft‘ lässt sich durch gemeinsames Handeln und Vernetzen aller Akteure begleiten. Gemeinschaftsinitiativen zum Beispiel in Form einer Genossenschaft sind dabei wichtige Größen für die Ortskern- und Handelsentwicklung. Genossenschaftlich organisierte Dorf- und Bürgerläden bieten die Chance zu Mitgestaltung und sind heute wichtige Akteure der Daseinsvorsorge in ländlich geprägten Gebieten“, so Dr. Gerhard Kroon, Bereichsleiter beim Genossenschaftsverband Weser-Ems.

Geschäftsführerin des Stadtmarketing Nordenham, Ilona Tetzlaff: „Wir sehen in den Bewerbungen so viel Herzblut, Zusammenhalt und Menschen, die andere mitziehen und alles daran setzen, für sich, für den Standort und die Gemeinschaft drumherum etwas Gutes zu tun, was Bestand hat. Positiver Effekt der Einschränkungen während der Corona- Pandemie sind die jetzt verwirklichten Ideen, die lange in der Schublade schlummerten oder auch einfach unmöglich schienen. Alles geht – wenn nur die richtigen Menschen am richtigen Ort sind. Das funktioniert in Niedersachsen und das stimmt uns so optimistisch für den die Zukunft des Einzelhandels in unserem Land.“ 

Folgende Gemeinschaftsinitiativen und Einzelhändler sind als Sieger des diesjährigen Wettbewerbs hervorgegangen:

„Eine Box aus der Krise – der Ankerplatz Stade als Reallabor“, Ankerplatz Stade e.V.

Unter dem Motto „Runter vom Sofa, rein in die Innenstadt“ soll eine Parkplatzfläche in der Hansestadt mit Schiffscontainern zu einem maritimen Dorf umgestaltet werden. Hier sollen Veranstaltungen, Kunst, Handwerk, Gastronomie, Handel, soziale Begegnungsräume und Bildung Platz finden – von temporär bis fest etabliert. Zentrales Ziel des Projekts ist die Schaffung von Gemeinschaftserlebnissen im öffentlichen Raum.

„edomo.de – Gutes aus der Region online“, Sorum GmbH, Northeim

Mit edomo.de ist nicht nur eine Online-Plattform für regionale Produkte entstanden, sondern zugleich ein Netzwerk aus Macherinnen und Machern der Region, die hinter ihren Produkten stehen. Egal ob Handwerk, Manufaktur oder Handel; Diverse Hersteller und Händler aus den Regionen Mitteldeutschlands haben sich bei edomo vernetzt und unterstützen sich gegenseitig. Dazu gibt es monatliche Treffen und einen regen Austausch. Mit Pop Up Stores und einem Veranstaltungskalender sind weitere Projekte in der Pipeline, um die Region zu beleben und Machende zu unterstützen.

„Portal hannover-nordost.de“, Forum Hannover Nordost e.V.

Als „Standortgemeinschaft für Standortgemeinschaften“ bietet die Online-Plattform ein Dach für Unternehmen, Dienstleistungen und Aktivitäten aus dem Norden und Osten der Landeshauptstadt. Denn: Die Sicherung einer lokalen Wahrnehmung von Angeboten, von Kundenbindung, Angebotsvielfalt und Vermeidung von Leerständen, sowie die damit verbundene Daseinsvorsorge vor Ort bedarf auch der aktiven Nutzung und Teilhabe in der Online-Welt. Mehr als 600 Unternehmen machen bereits mit. Mit einer Jobbörse, auch für Azubis, wurde das Portal jüngst abgerundet.

„Ob am Regal oder auf Instagram – wir sind schon da“, Bücher von Bestenbostel, Nordenham

Die Buchhandlung hat mit vielfältigen digitalen Tools, insbesondere den sozialen Medien, auch junges Klientel auf sich aufmerksam gemacht und damit den Kundenkreis nach und nach erweitert. Mit einer besonderen Buchsparte – Animes und Mangas sowie „young adult“ – setzt das Unternehmen zudem auf ein Nischenprodukt, das es nicht überall gibt. So wird zunehmend das junge Leserpublikum in die Fußgängerzone gelockt, was wiederum der ganzen Fußgängerzone zugutekommt.

„Für ein buntes Zeven: Erster Pop-Up-Store in Zeven“, Buchhandlung Lesezeichen 

Um das Geschäftsumfeld attraktiver zu gestalten und zur Belebung der Fußgängerzone beizutragen, mietete die Buchhandlung Lesezeichen ein leerstehendes Geschäft gegenüber. Die Idee: Selbermacher:innen eine Ladenfläche bieten. So entstand ein Indoor-Weihnachtsmarkt über vier Wochen. Die Mietkosten wurden mit einer Standgebühr abgedeckt, die Teilnehmer übernahmen „Ladendienste“ und brachten eigene Verkaufsmöbel mit. Die ganze Aktion wurde via Instagram und Facebook begleitet und hat für eine tolle Resonanz bei der Kundschaft wie auch den Medien gesorgt.

„Wallenhorst fährt mit Abstand Karussell“, Wir für Wallenhorst – Marketing e. V.

Im August 2020 stand der Marketingverein „Wir für Wallenhorst“ vor der Herausforderung, Wege zu finden, um in der Pandemie Kaufkraft in der Gemeinde zu halten und zusätzliche nach Wallenhorst zu holen. Die gemeinsamen Überlegungen, wie man Aktionstage mit verkaufsoffenem Sonntag durchführen könnte, mündeten in „Wallenhorst fährt mit Abstand Karussell“: An zentralen Orten wurden Karussells aufgestellt und so der Rahmen für ein Einkaufserlebnis entlang der „Mit-Abstand-Karussell-Meile“ geschaffen. Das Zentrum wurde belebt und die Menschen erlebten ihre Gemeinde als lebendigen Einkaufsort in der Pandemie. Außerdem unterstütze die Aktion die lokalen Schausteller, die durch den Wegfall von Märkten u.ä. besonders gebeutelt waren.

„OHZSDSB – OHZ sucht die Superbank“, Wirtschaftstreff Osterholz-Scharmbeck e.V.

Mit „OHZ sucht die Superbank“ entstand eine kreative, künstlerische Aktion, welche einerseits durch jedes Unternehmen mitgemacht werden konnte und andererseits attraktivitätssteigernd für die gesamte Stadt Osterholz-Scharmbeck, insbesondere die Innenstadt, gewirkt hat. Vom 15.05.2022 bis zum 15.07.2022 wurde in Osterholz-Scharmbeck gebohrt, gehämmert, getackert und gemalt. In einem kreativen Wettbewerb für die Mitglieder des Wirtschaftstreffs Osterholz-Scharmbeck e.V. und Unterstützer wurden bereitgestellte Sitzbänke (Holzbank-Rohlinge) in Teams individuell gestaltet, im Aktionszeitraum ausgestellt und werden aktuell von Bürgerinnen und Bürgern bewertet. Mit jeder fertigen Bank ist ein kleines Kunstwerk und vor allem von und gemeinsam mit den örtlichen Akteuren entstanden: ob Kita, Versicherungsbüro, Feuerwehr, Autohaus, oder Lebensmittelhändler – zahlreiche Bänke werden demnächst die Innenstadt von Osterholz-Scharmbeck bunter machen. Die drei schönsten und kreativsten Sitzbänke werden prämiert.

„FÜHLdichGUT-Store“, Hannover

Der Concept-Store mit nachhaltiger und fair produzierter Kleidung wurde während der Pandemie im September 2021 gegründet. Beim Innenausbau und beim Innendesign wurde die Gründerin Stella von ihrer Familie handwerklich unterstützt und hat damit ein sehr persönliches Ambiente geschaffen. Zudem wurde im Geschäft vor kurzem ein „Support your Locals“-Konzept ins Leben gerufen, welches Gründer:innen aus dem Raum Hannover ermöglicht, ihre Produkte für einen begrenzten Zeitraum im FühldichGut-Store zu verkaufen. Die Räumlichkeiten werden aber auch dafür genutzt, um eigene Veranstaltungen, wie z.B. Vorträge oder Afterwork-Events, umzusetzen und dem Thema Nachhaltigkeit noch mehr Raum zu geben. Auch externe Veranstaltungen, wie Charity-Events, haben hier schon stattgefunden.

„Podcast zur Unterstützung des innerstädtischen Einzelhandels “, Handels- und
Gewerbeverein Friesoythe e.V.

Seit September 2021 berichtet der Handels- und Gewerbeverein Friesoythe e.V. via Podcast gemeinsam mit einem ehemaligen NDR-Moderator und mit interessanten Gästen über Spannendes aus der Eisenstadt und ihren Ortsteilen. Damit eröffnet der HGV Friesoythe eine neue zeitgemäße Plattform der Öffentlichkeitsarbeit, die von vielen Vereinen und Institutionen der Stadt als Präsentationsfläche genutzt werden kann. Durch den Podcast des Handels- und Gewerbevereins Friesoythe e.V. haben Einzelhändler, Vereine und weitere Akteure aus dem gesamten Stadtgebiet die Chance, ihrem Unternehmen, ihrem Verein oder ihrem Projekt/ihrer Idee eine Stimme zu geben. 

„Wir Lohner Digi-Town“, WIR LOHNER e.V.

In der Online-Plattform `Wir Lohner Digi-Town‘ können sich Besucher:innen spielerisch über den stationären Handel, Gastronomie und das Vereinsleben in Lohne informieren. Dabei bewegt man sich über ein digitales Endgerät durch eine virtuelle Kleinstadt. Bereits über 40 Lohner Einzelhändler:innen, Gastronom:innen und Dienstleister:innen, sowie ansässige Vereine haben in der Digi-Town bereits eins der digitalen Häuser bezogen. Diese so genannten `Townies‘ hinterlegen darin Daten und Social Media Profile, wodurch die Besucher:innen einen schnellen Überblick über das vielseitige Angebot erhalten. Neben den Häusern wurden in der Digi-Town auch öffentliche Bereiche wie ein Arbeitsamt mit örtlichen Stellenangeboten und einer digitalen Mensa, in der man Speisekarten der `Townies‘ finden kann, eröffnet. Die Plattform wird nach und nach ausgebaut. Ziel ist, die echte Stadt Lohne digital besuchen zu können, um so den Lohner Einzelhandel zu stärken und eine digitale Plattform zu bieten. 

„Komplexe Herausforderungen benötigen ganzheitliche Lösungen“, Werbegemeinschaft Kauf Park Göttingen

Während der Corona-Pandemie wurde ein Maßnahmenpaket mit vier Modulen für die Unternehmen im Kauf Park entwickelt und umgesetzt. Im Ergebnis ist es gelungen, auch während Corona im Schnitt 10.000 Besucher (-3 % zu Vor-Corona) zu begrüßen, die Umsatzrückgänge moderat zu halten und damit Leerstand fast komplett zu vermeiden (unter 1 %). Die Module beinhalteten die Erstellung von Image Videos für die Händler, die Realisierung der Online-Gutscheinplattform #DeinGöttingen, eine digitale Besucherampel zur Entzerrung des Einkaufens sowie Impf- und Testangebote. Durch diese Maßnahmen konnten dem Einzelhandel neue Marketing- und Vertriebswege eröffnet und eine verstärkte Kundenbindung erzielt werden.

„Zwischenzeit“, Osnabrück

„Zwischenzeit“ ist ein Pop-up-Store, der in Osnabrück von Leerstand zu Leerstand wandert und in dem ausschließlich eigene, regionale Produkte verkauft werden. An seinem vierten Standort ist dieser besondere Regionalladen seit Herbst 2021 unter dem Motto „Zwischenzeit 4.0“ mitten in der Osnabrücker Altstadt zu finden. Je nach Standort und verfügbarer Fläche wird das Kernteam aus 8 Unternehmer:innen durch wechselnde Kolleg:innen aus der Region ergänzt. Die erste Idee für diese besondere Kollaboration entsprang einem Projekt der lokalen Wirtschaftsförderung zur Stärkung regionaler Wertschöpfung. Bei einem Pop-up-Regionalladen, der 2018 als Kooperationsprojekt mit der IHK-Initiative „Heimat shoppen“ umgesetzt wurde, wurde die Idee des wandelnden Popups weitergedacht und zudem ein Netzwerk regionaler Produzent:innen gegründet. Die positive Resonanz seit nunmehr vier Jahren führt dazu, dass die Zwischenzeit-Gründer:innen kurz davorstehen, sich vom Pop-up-Konzept zu einem tragfähigen, sesshaften Geschäftsmodell als Genossenschaft zu entwickeln.

Die IHK Niedersachsen ist die Landesarbeitsgemeinschaft der IHK Braunschweig, IHK Hannover, IHK Lüneburg-Wolfsburg, Oldenburgischen IHK, IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim, IHK für Ostfriesland und Papenburg sowie IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum. Sie vertritt rund 460.000 gewerbliche Unternehmen gegenüber Politik und Verwaltung.

Herausgeber: Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung