HOMEOFFICEANSPRUCH NICHT GEGEN DEN WILLEN DER UNTERNEHMER

Der vom SPD-Arbeitsminister Heil vorgeschlagene Rechtsanspruch auf 24 Tage Homeoffice im Jahr ist eine unausgegorene und willkürliche Idee außerhalb des Koalitionsvertrages. Im Vertrag vereinbart haben wir wörtlich einen „rechtlichen Rahmen für mobiles Arbeiten.“ Daraus direkt einen Anspruch herauszuleiten kommt dem Sprichwort „Reicht man erst den kleinen Finger, nehmen sie gleich die ganze Hand“ nahe. Schwammig davon zu sprechen, dass man Homeoffice genehmigen müsse, wenn es keine „organisatorische oder be­trieb­li­che Gründe“ dagegen sprächen, öffnet Streit und Bürokratie Tor und Tür. Ich sehe schon den Homeofficebeauftragten, der penibel dokumentieren muss, wieso ein LKW-Fahrer kein Homeoffice machen kann, nur damit es rechtssicher wird.

Aber Ironie beiseite: Ich halte Homeoffice für eine grundsätzlich gute Sache und habe dies in Teilen selbst mit seinen Vor- und Nachteilen kennenlernen können. Ich finde deshalb, dass wir hier den Unternehmern keine Vorschriften zu machen haben, sondern höchstens Anreize setzen sollten, um einen freiwilligen Kulturwandel herbeizuführen. Es gehört immer noch zur freien unternehmerischen Tätigkeit, die Arbeitnehmer an dem Ort einzusetzen, den der Unternehmer für sinnvoll hält – ohne sich hierfür dann vor Gericht rechtfertigen zu müssen. Es gibt mit der bisher schweren steuerlichen Absetzbarkeit von Büros daheim genug Stellschrauben, an denen man drehen kann, um Homeoffice attraktiver zu machen, bevor man mit Zwang kommt.

Zudem darf man die soziale Komponente der Heimarbeit nicht vergessen: Mitarbeiter im Homeoffice tendieren dazu mehr zu arbeiten und weniger abzuschalten. Ich sehe schon die selben Arbeitnehmerverbände, die nun den Vorschlag bejubeln, gleich darauf nach Zeiterfassung im Homeoffice rufen, wegen „Selbstausbeutung“. Wer täglich Zuhause arbeitet, macht im wöchentlichen Schnitt nämlich 6 Überstunden mehr als die Kollegen am Firmensitz.

Ich denke, der Kulturwandel findet schon längst allein und ohne Zwang statt und die SPD braucht hier keinem Zeitgeist hinterherzulaufen. Es wird bald, vielleicht auch mit Unterstützung der richtigen Schrauben im Steuerrecht, von allein bei der Einstellung und Gehaltsverhandlung auch um Homeoffice gehen.