Beim Spitzentreffen der Fachkräfteinitiative Niedersachsen am heutigen Dienstag hat die Landesregierung ihren aktuellen Aktionsplan 2021/22 vorgestellt. Der von Wirtschafts-, Kultus-, Sozial- und Wissenschaftsministerium erarbeitete 48-seitige Plan enthält alle relevanten strategischen Initiativen und Aktivitäten der Landesregierung zur Fachkräftesicherung im vergangenen Jahr. Daneben gibt er einen Ausblick auf die Vorhaben, die die Landesregierung zeitnah realisieren möchte. Angesichts der bereits spürbaren Herausforderungen des demografischen Wandels sowie der erforderlichen Anpassungen in Folge der ökologischen und digitalen Transformation der Wirtschaft wird der Bedarf an qualifizierten und hochqualifizierten Fachkräften weiter zunehmen. Darüber waren sich die Teilnehmer des Spitzentreffens einig.
Wirtschafts- und Arbeitsminister Dr. Bernd Althusmann: „Trotz der Corona-Pandemie macht sich in vielen Branchen bereits jetzt wieder ein zunehmender Fachkräftebedarf bemerkbar. Die Fachkräftesicherung bleibt daher eine ganz wesentliche Aufgabe der kommenden Jahre. Wichtig ist, dass beim Fachkräftemangel alle Akteure aus Wirtschaft und Politik aktiv gegensteuern, um die künftigen Anforderungen bewältigen zu können! Mein ganz herzlicher Dank gilt allen Partnern der Fachkräfteinitiative – für ihr anhaltendes Engagement. Wir haben gemeinsam viel auf den Weg gebracht und werden auch in Zukunft in die Fachkräftesicherung investieren.“
Ministerpräsident Stephan Weil: „In der Fachkräfteinitiative Niedersachsen agieren die Partner am Arbeitsmarkt und die Niedersächsische Landesregierung seit dem Jahr 2014 gemeinsam, um für die niedersächsische Wirtschaft die passenden Fachkräfte in ausreichender Anzahl zu gewinnen. Seit 2018 wurden die umfassenden und vielfältigen Maßnahmen der Landesregierung für mehr Fachkräfte über jährliche Aktionspläne den aktuellen Erfordernissen angepasst. Es wird zunehmend immer drängender deutlich: Die Herausforderungen der heutigen und kommenden Jahre mit einer Transformation zu einer klimaneutralen und zunehmend digitalen Wirtschaft wird nicht ohne die passenden Fachkräfte leistbar sein. Die Fachkräfteversorgung der Wirtschaft bleibt damit auch künftig eine der wichtigsten Aufgaben. Mit dem Zusammenschluss aller Akteure am Arbeitsmarkt in der Fachkräfteinitiative Niedersachsen besteht eine gute Voraussetzung, um diese Aufgabe auch künftig zu meistern.“
Gaby Willamowius, Staatssekretärin im Kultusministerium: „Vergangene Woche erst hat das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung über eine Studie festgestellt, dass im laufenden Ausbildungsjahr bis September knapp 40 Prozent der dualen Ausbildungsplätze in Deutschland, die von Betrieben hätten besetzt werden können, nicht vergeben wurden. Das ist alarmierend und fordert unsere Fachkräfteinitiative besonders: Wir brauchen für die Fachkräftesicherung Betriebe, die ausbilden, und Jugendliche für die duale Ausbildung. Wir richten uns ganz besonders an junge Menschen, sich für Erziehungs- und Gesundheitsberufe zu entscheiden – sie werden mit all ihren Fähigkeiten und Talenten gebraucht. Das ist in der aktuellen von der Pandemie geprägten Lage ganz besonders wichtig. Wir müssen uns auch bei der Fachkräfteinitiative immer wieder bewusstmachen, wie wichtig Bildung ist und wie wichtig es ist, das Lernen in unseren Schulen auch unter Pandemiebedingungen zu ermöglichen.“
Sozialministerin Daniela Behrens: „Die enorme Bedeutung der Gesundheitsberufe hat uns die Covid-19-Pandemie nochmals verdeutlicht. Aber nicht nur in Krankenhäusern und in den medizinischen Bereichen, auch in der Altenpflege arbeiten Fachkräfte für Menschen und am Menschen. Um auch zukünftig die gute Versorgung zu erhalten und dabei die Arbeitsbedingungen in den Berufsfeldern weiter zu verbessern, ist die gemeinsame Arbeit der Partnerinnen und Partner in der Fachkräfteinitiative von großer Bedeutung. Wegweisende Fortschritte wie die Verbesserung der Lohnsituation in der Pflege, aber auch Novellen in den Ausbildungswegen der Gesundheitsberufe haben schon deutliche Verbesserungen der Rahmenbedingungen mit sich gebracht. Dennoch gilt es weiterhin, Nachwuchskräfte für die verschiedenen Berufsfelder zu begeistern und den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen den Verbleib im Beruf attraktiv zu gestalten. Diese Zielsetzungen können nur gemeinsam mit allen Beteiligten erreicht werden. Daher danke ich allen Partnerinnen und Partnern, die sich im Zuge der Fachkräfteinitiative für diese Ziele eingesetzt haben und auch weiter einsetzen. Wir dürfen nicht aufhören, uns um diejenigen zu kümmern, die sich um uns kümmern.“
Wissenschaftsminister Björn Thümler: „Unsere Hochschulen leisten einen zentralen Beitrag zur Sicherung der Ausbildung von akademisch qualifizierten Fach- und Führungskräften für das Land. Mit der Aufstockung der Zahl der Medizinstudienplätze an der European Medical School in Oldenburg von 80 auf 120 zum Wintersemester 2022/2023 gelingt uns beispielsweise die nachhaltige Sicherung einer modernen und wohnortnahen medizinischen Versorgung im Nordwesten. Darüber freue ich mich sehr. Mit der Einrichtung von 50 Digitalisierungsprofessuren haben wir darüber hinaus auch in den informationswissenschaftlichen Fächern, die wichtige Zukunftsfelder adressieren, zusätzliche Studienplätze für die Fachkräfte von morgen geschaffen. Auch unsere Förderung der Öffnung von Hochschulen zahlt sich aus. Erst in der vergangenen Woche habe ich zum Beispiel den gelernten Bauzeichner Henning Cassens mit dem Wissenschaftspreis für Studierende ausgezeichnet. Er hat seine Hochschulzugangsberechtigung nicht über das Abitur, sondern durch seine Berufsausbildung und anschließende Berufstätigkeit erworben – und gerade für die Abschlussarbeit in seinem Bachelorstudium des Bauingenieurwesens die Note 1,0 erhalten. Das Beispiel zeigt, dass unsere Hochschulen auch für nicht traditionelle Studierende eine hohe Attraktivität besitzen und viele Potenziale zur Fachkräftesicherung heben können.“
Die Schwerpunktfelder und Beispiele für einzelne Maßnahmen der beteiligten Ministerien finden sich in der ausführlichen Presseinformation, die auf der MW-Homepage unter https://www.mw.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/presseinformationen/fachkrafteinitiative-niedersachsen-landesregierung-stellt-aktionsplan-2021-22-vor-206203.html zu finden ist. Der Aktionsplan 2021/22 sowie weitere Informationen zur Fachkräfteinitiative Niedersachsen sind abrufbar unter:
Hintergrund:
Die Fachkräfteinitiative wurde im Jahr 2014 von der Landesregierung gemeinsam mit Arbeitsmarktpartnern (unter anderem Arbeitsmarktakteure wie Kammern, Verbände, Gewerkschaften, Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen der Bundesagentur für Arbeit) ins Leben gerufen. Seit Neuausrichtung im Jahr 2018 werden jährliche Aktionspläne erstellt, in denen die für die Fachkräftesicherung relevanten strategischen Vorhaben und Aktivitäten zusammengeführt werden. Einmal jährlich findet ein Spitzentreffen aller Akteure der Fachkräfteinitiative Niedersachsen statt.