Wissenschaftsminister Thümler: „Wir müssen die langfristigen Folgen bekämpfen“
Die aktuell stark steigenden Corona-Infektionszahlen werden zu einer stark steigenden Zahl an Long-Covid-Patientinnen und -Patienten führen. Nach aktuellen Studien leiden rund zehn bis 15 Prozent aller Corona-Infizierten an Spätfolgen der Krankheit. Leichte oder asymptomatische Verläufe schützen offenbar nicht davor. Diagnostische Indikatoren zur Vorhersage sind derzeit nicht verfügbar. Umso wichtiger werden wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Ursachen von Long Covid und damit auch zu den Behandlungsmöglichkeiten. Deshalb fördert das Niedersächsische Wissenschaftsministerium jetzt mit insgesamt rund zwei Millionen Euro vier Forschungsprojekte zu unterschiedlichen Aspekten im Zusammenhang mit Long Covid. Das vom Niedersächsischen Wissenschaftsministerium 2020 ins Leben gerufene Covid-19-Forschungsnetzwerk Niedersachsen, kurz COFONI, hat die Projekte aufgrund der herausragenden Qualität der Projekte ausgewählt.
„Für viele Menschen ist das Ende der akuten Krankheit nicht das Ende ihres Leidenswegs. Sie leiden langfristig unter so unterschiedlichen Symptomen wie Muskelschmerzen, chronischen Erschöpfungszuständen, Atemwegsproblemen oder Konzentrationsstörungen“, so Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler. „Mit COFONI haben wir in Niedersachsen ein fachrichtungsübergreifendes Forschungsnetzwerk geschaffen, das uns hilft, die langfristigen Folgen der Pandemie zu bekämpfen.“
Ältere Menschen sind besonders anfällig für Infektionen mit Sars-CoV-2 und haben ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf. Viele von ihnen sind auch von Long Covid betroffen. Eine Studie untersucht daher die langfristige Immunantwort älterer Menschen auf die Erkrankung. Für die Studie „LISE – Long-term immune responsiveness of senior individuals to SARS-CoV-2“ haben sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), des Helmholtz Zentrums für Infektionsforschung (HZI), des Zentrums für Individualisierte Infektionsmedizin (CiiM),des Deutschen Primatenzentrums (DPZ) und der zentralen Biobank der MHH (Hannover Unified Biobank, HUB) zusammengeschlossen. Die Studie startet zum 1. Februar 2022.
Neue Behandlungsmethoden stehen im Mittelpunkt einer zweiten Studie, an der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von der MHH und der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) gemeinsam arbeiten. Expertinnen und Experten aus den Bereichen Pneumologie, Innere Medizin, Intensivmedizin, Neurologie und Immunologie werden die Patientinnen und Patienten an den beiden Universitätskliniken untersuchen. Ziel ist es, die oft unspezifische Symptomatik von Long Covid zu klassifizieren und maßgeschneiderte Behandlungsstrategien für die einzelnen Patientinnen und Patienten zu entwickeln. Diese Studie startet zum 1. März 2022.
Eine dritte Studie legt den Fokus auf die Rolle der ringförmig geschlossenen, funktionellen viralen RNA-Moleküle. Erste Forschungsergebnisse an Zellkulturen zeigen bereits, dass die gezielte Manipulation spezifischer zirkulärer RNAs die Corona-Infektion unterdrücken kann. Auf diesen Erkenntnissen baut die gemeinsame Studie der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Institut für Molekulare und Translationale Therapiestrategien (IMTTS) der MHH und des Twincore (Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung) auf. Die Studie startet zum 1. Februar 2022.
Das vierte Projekt befasst sich mit der Auswirkung einer Corona-Infektion auf die Epithel-Zellen in den Atemwegen. Ziel sind neue Erkenntnisse zur Schädigung und Regeneration des Systems und die Folgen für die Lungenfunktion, den Sauerstoffaustausch und die Belastungstoleranz. Die gemeinsame Studie des HZIs und der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover startet zum 1. April 2022.
Herausgeber: Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur