Celle, 27. August 2020: In dieser Woche kamen die Mitglieder des Arbeitskreises für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung der CDU-Landtagsfraktion zu einer zweitägigen Bereisung in den Landkreis Celle. Der örtliche Landtagsabgeordnete Jörn Schepelmann hatte die Themen „Berufliche Bildung“ und „Auswirkungen eines potenziellen Outlet-Center-Ausbaus auf den Einzelhandel“ auf die Agenda gesetzt.
Zum ersten Gesprächstermin fanden sich die Abgeordneten zusammen mit Volker Linde von der IHK Lüneburg-Wolfsburg, Frank Reimchen aus der Verwaltung des Landkreis Celle und Ernst-Ingolf Angermann als stellvertretender Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion an der BBS 2 in Celle ein. Dort standen der Schulleiter der Axel-Bruns-Schule (BBS 2), Herr von Fintel mit zwei Kollegen, Herr Söder von der BBS 1 und die Schulleiterin der Albrecht-Thaer-Schule (BBS 3), Frau Bolurtschi für ein Gespräch bereit. Sie erklärten die allgemeinen Strukturen der Berufsschulen und merkten an, dass sie durch die zunehmende Akademisierung der Gesellschaft immer weiter schrumpfen, was schlussendlich dazu führt, dass einzelne Ausbildungszweige nicht mehr wohnortnah beschult werden könnten. Als Idee zur Lösung dieses Problems gaben die Schulleiter den Abgeordneten den Wunsch nach einer flexibleren Verordnung mit auf den Weg, wodurch es den Berufsschulen möglich wäre, auch kleinere individuelle Fachklassen zu bilden und damit die Beschulung in der Fläche sicherzustellen. „Ich denke, dass die Schulleiter vor Ort am besten die Bedarfe einschätzen und somit auch Konzepte für die bestmögliche Beschulung der Auszubildenden erstellen können. Der heute von den Schulleitern vorgestellte Vorschlag, fachgleiche Lehrgänge zunächst gemeinsam zu beschulen und im letzten Jahr der Ausbildung schulisch zu spezifizieren, finde ich besonders interessant, um auch künftig eine möglichst breite Anzahl an verschiedenen Ausbildungen anbieten zu können“, so Jörn Schepelmann.
Ein besonderes Augenmerk legten die drei Schulleiter auf die Defizite und Herausforderungen der Digitalisierung in den Berufsschulen, die während der Corona-Krise deutlich wurden. Zum einen stockt noch immer die Anbindung an das Glasfasernetz, wodurch in den Schulen längst nicht der Internetzugang vorhanden ist, den es für eine vollständige Digitalisierung braucht. Dies ist jedoch die Grundvoraussetzung.
Durch die steigende Bedeutung von digitalen Endgeräten im Schulalltag müssen aber auch die Pädagogen immer mehr Zeit in die Betreuung der Systeme und ihre eigene Fortbildung in diesem Bereich aufwenden. Der einhellige Wunsch nach der Bereitstellung einer IT-Fachkraft innerhalb der Schule wurde den Landespolitikern mit auf den Weg gegeben, zusammen mit der Frage, wie diese Stellen finanziert werden sollen. Volker Linde von der IHK Lüneburg-Wolfsburg merkte kritisch an, dass die Frage nach der digitalen Betreuung in den Schulen bereits seit Jahren ungelöst sei und nun dringend geklärt werden muss. Aktuell begegnet der Landkreis Celle als Schulträger dieser Problematik mit einer Kooperation mit einem lokalen EDV-Unternehmen, das eigens für die Betreuung der Schulen Personal abstellt.
Um die EDV der Schulen aktuell zu halten, braucht es zudem eine Flexibilisierung und Verstetigung der Fördermittel in diesem Bereich und eine engere Zusammenarbeit zwischen den Berufsschulen und den Ausbildungsbetrieben, um die technische Ausstattung der Schüler sicherzustellen.
Am Ende des Gesprächs waren sich alle Teilnehmer einig, dass der Schwung in der Digitalisierung im schulischen Bereich, zu dem die Corona-Krise gezwungen hat, nun mitgenommen werden muss und konsequent umgesetzt werden sollte, um diese einmalige Chance zu nutzen und die Berufsschulen zukunftssicher zu machen.
26.08.2020 BBS 2 in Celle (von links nach rechts): Karsten Heineking, Torsten Söder, Sibylle Bolurtschi, Frank Reimchen, Jörn Schepelmann, Heinrich von Fintel, Oliver Schatta, Volker Linde, Karl-Heinz Bley, Ernst-Ingolf Angermann, Thomas Ehbrecht, Bernd-Carsten Hiebing, Gerda Hövel, Thomas Bäumler-Vogel, Alexandra Backhaus, Axel Miesner, Dr. Michael Hilbert
Am zweiten Tag trafen sich die Mitglieder des Arbeitskreises mit den lokalen Unternehmern Hermann Hiestermann vom Modehaus Hiestermann in Bergen, Hans-Jürgen Lange, der zwei Intersportfilialen in Soltau und Celle betreibt, und Stephan Becker, der den Bereich Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung bei der Stadt Bergen leitet, zu einem Austausch über die Auswirkungen einer möglichen Erweiterung des Designer-Outlet Soltau. Auch die IHK Lüneburg-Wolfsburg war durch Volker Linde und seinen Celler Kollegen Tobias Hannemann vertreten. Ebenfalls nahmen der heimische Bundestagsabgeordnete Henning Otte und Ernst-Ingolf Angermann als stellvertretender Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion an dem Gespräch teil. Zu Beginn erklärte Herr Becker, dass die Stadt Bergen durch den Abzug der britischen Streitkräfte einen enormen Kaufkraftverlust zu verkraften hatte und sich im Zuge der Konversion den neuen Gegebenheiten angepasst hat. Dennoch ist steigender Leerstand zu verzeichnen und das Designer-Outlet stellt zudem direkte Konkurrenz für die Berger Einzelhändler dar. Dies belegten auch die Zahlen, die die Vertreter der IHK vorstellten: Nach der Eröffnung des Outlet-Centers an der A7 ist der Einzelhandel in den umliegenden Kommunen spürbar eingebrochen und auch die prognostizierten Vorteile für die Region blieben bislang aus. Die Kunden, die das Outlet-Center besuchen, wollen dort günstig einkaufen und kaufen anschließend nicht noch in den umliegenden Städten ein. Die Handelskammer setzt sich seit jeher für die Stärkung der Innenstädte ein und verwies darauf, dass es sich bei der ursprünglichen Genehmigung des Designer-Outlets bereits um eine Ausnahme handelte und die Fläche strikt auf 10.000 m² begrenzt wurde. Die nun geplante Erweiterung soll vor allem für mittelpreisige Marken genutzt werden, die allerdings auch zum Kernsortiment der innerstädtischen Modehäuser gehören. Diese wiederum sind durch raumordnerische Vorgaben bei der Erweiterung ihrer Unternehmen begrenzt. Alle Teilnehmenden waren sich dahingehend einig, dass bestehende Regeln für alle Unternehmen gleichermaßen zu gelten haben und dies auch nicht bei der beantragten Erweiterung in Soltau außen vor bleiben dürfe.
27.08.2020 Bergen (von links nach rechts): Hans-Jürgen Lange, Stephan Becker, Hermann Hiestermann, Volker Linde, Ernst-Ingolf Angermann, Tobias Hannemann, Karl-Heinz Bley, Axel Miesner, Jörn Schepelmann, Bernd-Carsten Hiebing, Henning Otte, Thomas Ehbrecht, Alexandra Backhaus, Oliver Schatta, Karsten Heineking, Gerda Hövel
Der CDU-Abgeordnete Jörn Schepelmann schloss die Gesprächsrunde mit einer Zusammenfassung: „Ich denke wir sind nach den Ausführungen der örtlichen Vertreter und anwesenden Experten gut damit beraten, einer weiteren Ausnahmegenehmigung für das Outlet-Center Soltau sehr kritisch gegenüberzustehen, denn der Anschein einer scheibchenweisen Erweiterung drängt sich auf. Doch die Regeln der Landesraumordnung müssen für alle gelten. Jedem muss bewusst sein, dass wir mit solch einer Erweiterung die Bemühungen der umliegenden Kommunen zur Attraktivitätssteigerung ihrer Innenstädte ein Stück weit konterkarieren. Dann helfen im Nachgang auch keine Förderungen, um die Auswirkungen eines solchen Shoppingcenters abzumildern. Den Wünschen der Kunden nach einem Erlebniseinkauf sollten aber weder Politik noch Händler im Wege stehe, sondern mit innovativen Ideen für attraktivere Innenstädte begegnen, statt immer neue und größere Einkaufszentren vor den Toren der Städte zu errichten. Die Landespolitik kann hier durch schlankere Regelungen mehr Flexibilität und weniger Bürokratie bieten und damit den Einzelhändeln mehr Gestaltungsspielraum vor Ort ermöglichen, um ihre Betriebe und unsere Innenstädte zukunftssicher zu entwickeln. Hierfür werden ich und meine CDU-Kollegen uns auch weiterhin entschieden im Landtag einsetzen.“