„Ich verstehe Ihre Frage so: Dass es Menschen in Westdeutschland gibt, die wünschen, dass wir die Bauarbeiter der Hauptstadt der DDR mobilisieren, um eine Mauer aufzurichten, ja? Eh, mir ist nicht bekannt, dass eine solche Absicht besteht, da sich die Bauarbeiter in der Hauptstadt hauptsächlich mit Wohnungsbau beschäftigen und ihre Arbeitskraft voll eingesetzt wird. Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“
Mit diesen Worten versuchte der damalige DDR-Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht noch, auf einer Pressekonferenz am 15. Juni 1961 in (Ost-)Berlin, die aufkommenden Gerüchte zur Planung einer Grenzabriegelung zwischen Ost und West zu dementieren. Knapp zwei Monate später, am 13. August 1961, begannen dann schlussendlich doch die Arbeiten am Mauerbau.
Gestern, am 13. August 2020, dem 59. Jahrestag des Mauerbaus, besuchten auf Einladung des CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Ehbrecht, fünf Abgeordnete aus Niedersachsen und Thüringen das Grenzlandmuseum Teistungen. Der Einladung waren Veronika Koch aus Helmstedt und Oliver Schatta aus Braunschweig von niedersächsischer Seite gefolgt, sowie deren Landtagskollegen Dr. Thadäus König (Wahlkreis Eichsfeld 1) und Christina Tasch (Wahlkreis Eichsfeld 2), ebenfalls alle CDU.
Die Abgeordneten wurden Empfangen durch den Vorsitzenden des Fördervereins Grenzlandmuseum, Herrn Horst Dornieden und durch die Geschäftsführerin Mira Keune.
Nach einer offiziellen Begrüßung durch Herrn Ehbrecht und Herrn Dornieden folgten die Abgeordneten der historischen Einführung durch Frau Keune und besichtigten zu Beginn die Mahnmale des Grenzlandmuseums im Außenbereich. Nach einer symbolischen Kranzniederlegung durch die Abgeordneten der direkt angrenzenden Wahlkreise, Frau Tasch, Herrn Dr. König und Herrn Ehbrecht (siehe Bild) folgte eine kurze Führung durch die Ausstellungsräume des Grenzlandmuseums. Frau Keune erläuterte dabei den historischen Werdegang der DDR und den Plänen des Mauerbaus und zeigte den Abgeordneten die plastische Darstellung des Gesamtkomplexes vom Grenzübergang Teistungen, sowie er bis zum Mauerfall Bestand hatte.
In einer anschließenden Diskussionsrunde, die natürlich unter Einhaltung der bestehenden Corona-Maßnahmen stattfand, konnten die Abgeordneten ihre Eindrücke und Gedanken austauschen, die sie während des Rundgangs gesammelt hatten. Sie kamen ebenfalls darauf zu sprechen, welche Erinnerungen sie alle mit dem Mauerbau verbanden und natürlich erst recht mit deren Fall. Jeder von ihnen konnte sich noch genau daran erinnern, wo sie an dem Abend waren, als die Grenze geöffnet wurde und was in den anschließenden Stunden und Tagen für ein erstaunen und eine Freude herrschte.
Zum Abschluss der Veranstaltung waren sich alle Abgeordneten darüber einig, dass eine solche Institution wie das Grenzlandmuseum sehr viel zur historischen Erinnerungskultur beiträgt und dass der unermüdliche Einsatz der Beteiligten vor Ort gar nicht hoch genug bewertet werden kann. Daher herrschte ebenfalls Einigkeit darüber, dass sich alle Abgeordneten in ihren jeweiligen Parlamenten auch weiterhin dafür stark machen werden, dass die institutionelle Förderung durch die Länder auch in Zukunft noch weiter ausgebaut werden soll.